Als ich nach diesem Party
Abend (internationale Parties starten schon um 18.00 Uhr, damit alle
noch mit den letzten Zügen nach Hause kommen) wieder zu Hause ankam,
traf ich an meiner Bahnstation auf ein definitiv nicht japanisches
Pärchen. Die beiden sahen etwas verloren aus und daher folgerte ich,
dass sie wohl den Weg zu meinem Apartmentkomplex suchen, in dem auch
Wohnungen für Touristen vermietet werden. Ich sprach die beiden also
munter an und nachdem wir das Gepäck in die Wohnung gebracht hatten,
gingen wir noch etwas essen. Das Pärchen aus den Philippinen war
unglaublich nett, und wir verbrachten auch in den nächsten Tagen
noch etwas Zeit miteinander.
Zum Abschied haben sie mir
einen (Erdbeer-) Glücksbringer aus ihrer Heimat geschenkt. Von jetzt an bleibt
er immer in meiner Tasche!
Heute beschloss ich meinen
Arbeitsplatz nach draußen zu verlegen, da es zum ersten Mal seit
langer Zeit richtig warm war. Also lief ich kurz entschlossen (dieses
Mal allerdings mit GPS) los und überquerte den Fluss, weil dahinter
die rare Erscheinung von Bäumen meinen Wunsch nach Natur entfacht
hatte.
Dort angekommen fand ich mich auf einem Tennisplatz, hinter
dem sich ein kleiner Park befand. Ein paar gutaussehende Japaner in
meinem Alter trainierten fleißig und ich setzte mich, davon
natürlich vollkommen unabhängig, mit Sicht auf den Platz unter
einen Baum. Meine Idylle war perfekt: Echte Pflanzen, heiße
Japaner und 400 Karteikarten. Plötzlich wurde ich von zwei
weißen Wollknäueln überrannt. Wie sich herausstellte war es jedoch
keine lebendig gewordene Strickware, sondern zwei sehr süße kleine
Hunde. Die Besitzer derselben, ein älteres Ehepaar, entschuldigten
sich vielmals auf Japanisch, worauf ich nicht antwortete, weil
Wollknäuel A gerade beschlossen hatte auf meinen Kopf zu klettern.
Eine nette Konversation entwickelte sich zwischen mir und
schlussendlich sechs älteren, japanischen Herrschaften, die an jedem
einzelnen meiner falsch ausgesprochenen Worte interessiert schienen.
Über die nächste Stunde hinweg stellten wir folgende Dinge fest:
- Ojiisan (Opa) Nummer eins ist bereits 83, sieht aber aus wie 70.
- Seine Frau ist das netteste Wesen der Welt und schenkte mir mal eben so eine Hand voll Kekse.
- Ich habe keinen Freund, möchte aber aus gegebenen Gründen auch nicht mit Ojiisan Nummer eins oder den beiden Wollknäueln ausgehen. Allgemein möchte ich mit niemandem ausgehen, außer vielleicht Ohno Satoshi. Denn der ist zwei Zentimeter größer als ich und laut den älteren Herrschaften wären wir ein sehr schönes Paar, das später einmal heiraten sollte.
- Die älteren Herrschaften bemitleiden meine Eltern, die jetzt ganz kinderlos in Deutschland sitzen.
- Es ist komplett unverständlich, wie ich in Shimo-Shinjo wohnen, aber in Shinsaibashi zur Schule gehen kann.
- Laut den älteren Herrschaften bin ich zu niedlich und sollte mehr lächeln, denn der eine Tennisspieler guckt schon die ganze Zeit und sollte es mit Satoshi nicht klappen...
Nach weiteren dreißig
Minuten in denen ich mich fühlte wie auf der
Partnervermittlungsbörse (Arbeitest du denn schon in Deutschland?
Ich hätte da einen Sohn, der gerade erst 30 ist! Hast du einen
älteren Bruder?) und gefühlten dreihundert Verwendungen von
'Wakarimasen!' ('Ich verstehe nicht!) meinerseits, beschloss ich nach
Hause zurück zu kehren. Vorher gab es aber nochmal Kekse.
xoxo, I love you guys!
Maria
Song of the day: Happiness - 嵐
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