Dienstag, 17. März 2015

"How to make friends in Japan?"

Ich muss zugeben, es war keiner meiner besten Momente, als ich diese Frage, am Rande der Verzweiflung, in Google eintippte. Doch nach einer Woche als 'Phantomeinwohner' Japans hatte ich schlichtweg genug von meiner eigenen Gesellschaft. Gott sei Dank ist Google mein Freund und hat mich treffsicher auf eine Seite namens 'WhyNot? Japan' weitergeleitet WhyNot bietet internationale Ausflüge, Sprachkurse und Parties in ganz Japan an. Noch am selben Abend sollte in einem schicken Club in Downtown Osaka eine St. Patrick's Day Party steigen. Also fluchs angemeldet und schon stand ich, um nur 2000 Yen (ca. 13€) ärmer, in einem Club, der sowohl 'all you can drink', als auch ein kostenloses Hairstyling von Osakas top Stylisten bot. Noch nie habe ich mein Geld besser investiert! Am Ende des Abends hatte ich nicht nur perfekt gestylte Haare, sondern auch circa zehn neue Bekannte. Da ich tatsächlich die einzige Ausländerin auf der Party war (scheinbar kommen dort vor allem japanische Mädchen hin, die eine Schwäche für Europäer haben), kannte mich nach drei Stunden bereits der ganze Laden und ich kenne jetzt den Friseur meines Vertrauens (der übrigens viel zu gut aussieht um wahr zu sein)! Neuer Haarschnitt, ich komme.

Als ich nach diesem Party Abend (internationale Parties starten schon um 18.00 Uhr, damit alle noch mit den letzten Zügen nach Hause kommen) wieder zu Hause ankam, traf ich an meiner Bahnstation auf ein definitiv nicht japanisches Pärchen. Die beiden sahen etwas verloren aus und daher folgerte ich, dass sie wohl den Weg zu meinem Apartmentkomplex suchen, in dem auch Wohnungen für Touristen vermietet werden. Ich sprach die beiden also munter an und nachdem wir das Gepäck in die Wohnung gebracht hatten, gingen wir noch etwas essen. Das Pärchen aus den Philippinen war unglaublich nett, und wir verbrachten auch in den nächsten Tagen noch etwas Zeit miteinander. 


Zum Abschied haben sie mir einen (Erdbeer-) Glücksbringer aus ihrer Heimat geschenkt. Von jetzt an bleibt er immer in meiner Tasche!

Heute beschloss ich meinen Arbeitsplatz nach draußen zu verlegen, da es zum ersten Mal seit langer Zeit richtig warm war. Also lief ich kurz entschlossen (dieses Mal allerdings mit GPS) los und überquerte den Fluss, weil dahinter die rare Erscheinung von Bäumen meinen Wunsch nach Natur entfacht hatte. 


Dort angekommen fand ich mich auf einem Tennisplatz, hinter dem sich ein kleiner Park befand. Ein paar gutaussehende Japaner in meinem Alter trainierten fleißig und ich setzte mich, davon natürlich vollkommen unabhängig, mit Sicht auf den Platz unter einen Baum. Meine Idylle war perfekt: Echte Pflanzen, heiße Japaner und 400 Karteikarten. Plötzlich wurde ich von zwei weißen Wollknäueln überrannt. Wie sich herausstellte war es jedoch keine lebendig gewordene Strickware, sondern zwei sehr süße kleine Hunde. Die Besitzer derselben, ein älteres Ehepaar, entschuldigten sich vielmals auf Japanisch, worauf ich nicht antwortete, weil Wollknäuel A gerade beschlossen hatte auf meinen Kopf zu klettern. Eine nette Konversation entwickelte sich zwischen mir und schlussendlich sechs älteren, japanischen Herrschaften, die an jedem einzelnen meiner falsch ausgesprochenen Worte interessiert schienen. Über die nächste Stunde hinweg stellten wir folgende Dinge fest:

  • Ojiisan (Opa) Nummer eins ist bereits 83, sieht aber aus wie 70.
  • Seine Frau ist das netteste Wesen der Welt und schenkte mir mal eben so eine Hand voll Kekse.
  • Ich habe keinen Freund, möchte aber aus gegebenen Gründen auch nicht mit Ojiisan Nummer eins oder den beiden Wollknäueln ausgehen. Allgemein möchte ich mit niemandem ausgehen, außer vielleicht Ohno Satoshi. Denn der ist zwei Zentimeter größer als ich und laut den älteren Herrschaften wären wir ein sehr schönes Paar, das später einmal heiraten sollte.
  • Die älteren Herrschaften bemitleiden meine Eltern, die jetzt ganz kinderlos in Deutschland sitzen.
  • Es ist komplett unverständlich, wie ich in Shimo-Shinjo wohnen, aber in Shinsaibashi zur Schule gehen kann.
  • Laut den älteren Herrschaften bin ich zu niedlich und sollte mehr lächeln, denn der eine Tennisspieler guckt schon die ganze Zeit und sollte es mit Satoshi nicht klappen...

Nach weiteren dreißig Minuten in denen ich mich fühlte wie auf der Partnervermittlungsbörse (Arbeitest du denn schon in Deutschland? Ich hätte da einen Sohn, der gerade erst 30 ist! Hast du einen älteren Bruder?) und gefühlten dreihundert Verwendungen von 'Wakarimasen!' ('Ich verstehe nicht!) meinerseits, beschloss ich nach Hause zurück zu kehren. Vorher gab es aber nochmal Kekse.

xoxo, I love you guys!

Maria

Song of the day: Happiness - 

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